Betrifft die Erderwärmung auch die bayerischen Almen bzw. Alpen?
Pate der Frage: Rainer Obertshauser, Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling
Die Auswirkungen des Klimawandels wie Hitzewellen, schmelzende Gletscher, Dürre, etc. sind heute schon überall auf der Welt zu spüren – auch in Bayern. Doch was bedeuten die Folgen des Klimawandels konkret für den bayerischen Alpenraum und die Almen?
Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits heute im Vergleich zum vorindustriellen Niveau um ca. 1,1 Grad gestiegen. In Bayern ist der Temperaturanstieg fast doppelt so groß, weil sich die Kontinente schneller erwärmen als die Meere. Dabei wird insbesondere in den Alpenregionen ein starker Temperaturanstieg erwartet (vgl. LfU 2021, S. 3).
Die Erwärmung in den Alpen hat besonders drastische Auswirkungen auf sensible Ökosysteme der Flora und Fauna. Seltenen Pflanzen wie Enzian und Edelweiß aber auch der Tierwelt droht ein Verlust ihres Lebensraumes und damit das Aussterben. Pflanzen und Tiere, die nur auf bestimmten Höhenlagen vorkommen und an das dort vorherrschende Klima angepasst sind, „wandern“ immer weiter nach oben Richtung Gipfel. Die dort ansässige Flora und Fauna kann nicht weiter nach oben wandern und wird somit verdrängt (vgl. LfU 2021, S. 3ff.).
Doch nicht nur Flora und Fauna sind von den klimatischen Veränderungen betroffen, sondern auch die Almwirtschaft und damit die ansässigen Almbäuerinnen und Almbauern, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Kulturlandschaft in den Alpen leisten. Um dieser Aufgabe weiter nachkommen zu können, müssen die Weidetiere früher auf die Almen getrieben werden, da ansonsten die alten Triebe verschmäht werden (vgl. LfU 2021, S. 7).
Sowohl die Sommer als auch die Winter werden wärmer. Als Folge fällt im Winter immer weniger und über eine kürzere Zeit hinweg Schnee. Der Wintertourismus wird dadurch nicht mehr wie gewohnt möglich sein (vgl. Steiger 2013, S. 46). Dies hat zum einen Auswirkungen auf den Wirtschaftszweig Tourismus, zum anderen aber auch auf die Natur selbst. Die (bayerischen) Gletscher können der Erwärmung nicht standhalten und schmelzen (vgl. LfU 2021, S. 14). Geht die bisherige Abtauung der Gletscher weiter wie bisher, so werden die bayerischen Gletscher nicht mehr lange bestehen. Nach aktuellen Erkenntnissen könnte der letzte bayerische Gletscher bereits Anfang der 2030er Jahre verschwunden sein (vgl. Mayer et al. 2021, S. 46). Ohne die Gletscher und die alpine Schneebedeckung fehlt im Frühjahr das Schmelzwasser in den Flüssen, in den alpinen Feuchtgebieten und auf den Almen. Dies hat zur Folge, dass die Wassertemperatur in den Flüssen steigt und sich Flora und Fauna entlang der Gewässer verändern. Wenn der Schnee im Winter immer mehr durch Regen ersetzt wird, kann das im südlichen Bayern zu Hochwasser und Überschwemmungen führen. Zusätzlich begünstigen auftauende Dauerfrostböden Felsstürze (vgl. LfU 2021, S. 3ff.).
Es ist zu erwarten, dass die Häufigkeit von Starkniederschlag-Ereignissen in den bayerischen Alpen stärker steigt als in anderen bayerischen Regionen. Prinzipiell gilt, je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen und desto stärker fallen Regenereignisse aus. Große Niederschlagsmengen in einer relativ kurzen Zeit tragen in der Alpenregion auch zu einer Zunahme von Schlammlawinen, Hangrutschen und Sturzfluten bei. Die Kombination aus Temperaturanstieg, Regenmangel und heftigen Niederschlägen hat weitere negative Auswirkungen auf die Umwelt. Fällt der Sommerregen, anstatt gleichmäßig über einen längeren Zeitraum verteilt, innerhalb von wenigen Ereignissen, kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen. Als Folge kann der Niederschlag nicht versickern und gespeichert werden, sondern fließt einfach ab. Als Konsequenz ergibt sich daraus eine Austrocknung der Böden sowie eine Absenkung des Grundwasserspiegels (vgl. LfU 2021, S. 12ff. ).
Der Klimawandel ist somit kein zukünftiges Problem, sondern heute schon in Bayern spürbar. Der Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels zählen daher zu den größten Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert – auch in den bayerischen Alpen und Almen.
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Literaturverzeichnis:
LfU (2021): Bayerns Klima im Wandel. Klimaregion Alpen. Hg. v. Bayerisches Landesamt für Umwelt. Augsburg. Online verfügbar unter https://www.bestellen.bayern.de/application/applstarter?APPL=eshop&DIR=eshop&ACTIONxSETVAL(artdtl.htm,APGxNODENR:1325,AARTxNR:lfu_klima_00184,AARTxNODENR:358794,USERxBODYURL:artdtl.htm,KATALOG:StMUG,AKATxNAME:StMUG,ALLE:x)=X, zuletzt geprüft am 17.03.2022.
Mayer, Christoph; Hagg, Wilfreid; Weber, Markus; Lambrech, Astrid (2021): Zukunft ohne Eis. Zweuter Bayerischer Gletscherbericht: Klimawandel in den Alpen. Hg. v. Bayerische Akademie der Wissenschaft (BAdW) und Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV). München. Online verfügbar unter https://badw.de/fileadmin/user_upload/Files/BADW/Neuigkeiten/2021/04-21/Bayerischer_Gletscherbericht_2021_bf_low-DS_n.pdf, zuletzt geprüft am 17.03.2022.
Steiger, Robert (2013): Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete im bayerischen Alpenraum. Hg. v. DAV – Deutscher Alpenverein. Innsbruck. Online verfügbar unter https://www.alpenverein.de/chameleon/public/bb5fd1b0-2450-2b72-ae88-e790db87e2c5/DAV-Beschneiungsstudie_21661.pdf.