Forschungsprojekt „Erler Wind“

Aussicht über Tal

Bachelorarbeit zur Auswertung der Messergebnisse und Ertragsberechnung

Die geografische Situation des nördlichen Inntals ruft ein besonderes Wetterphänomen, den Erler Wind, hervor. Hier, im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol, verengt sich das Tal sehr stark zwischen den Bergketten Mangfallgebirge mit Wendelstein und Chiemgauer Alpen mit Kranzhorn. Temperaturunterschiede zwischen den sich erwärmenden bzw. abkühlenden Berghängen und der Rosenheimer Ebene führen zu starken Talwinden. Dabei dreht sich während des Tages die Windrichtung: am Vormittag verläuft der Wind talauswärts (nördlich) am Nachmittag taleinwärts, was auf die sich verändernden Temperaturunterschiede zurückzuführen ist.

In seiner Bachelorarbeit untersucht Christoph Harwalik, Student des Studiengangs Energie- und Gebäudetechnik an der TH Rosenheim, das energetische Potenzial des Windsystems Erler Wind indem er eine Messdatenauswertung vornimmt, eine Ertragsanalyse durchführt und schließlich auch eine Wirtschaftlichkeitsrechnung erstellt.

Die komplette Bachelorarbeit „Untersuchung des energetischen Potenzials des Windsystems Erler Wind – Messdatenauswertung, Ertragsanalyse und Wirtschaftlichkeitsrechnung“ kann hier eingesehen werden:

Student an der TH Rosenheim und Verfasser der Bachelorarbeit, Christoph Harwalik

Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, dass Windsystem Erler Wind zu untersuchen und Potenziale für eine mögliche Nutzung der Windenergie zu ermitteln. Dabei werden Messdaten verschiedener im Inntal durchgeführter meteorologischer Messungen ausgewertet. Daraus sollen Kenngrößen und Eigenschaften des Windsystems bestimmt bzw. abgeleitet werden. Darauf aufbauend wird eine detaillierte Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsberechnung für verschiedene Windenergie- und Photovoltaikanlagen, basierend auf den Messdaten, durchgeführt. Die Energieerzeugungsprofile der Windenergie- sowie der Photovoltaikanlagen sollen hinsichtlich möglicher zeitlicher Ergänzungen miteinander verglichen werden. Des Weiteren soll ein Vergleich der Energieerzeugungsanlagen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit erfolgen. Diese Arbeit soll die Frage beantworten, ob eine Windenergienutzung im Inntal mit kleineren Windenergieanlagen (Gesamthöhe bis 50 m) möglich bzw. wirtschaftlich wäre.

Diese Arbeit führt insgesamt zu dem Ergebnis, dass ein energetisches Potenzial im Bereich des Windsystems Erler Wind vorhanden ist. Die Analyse der Messdaten der von der TH Rosenheim betriebenen Messstation in Sonnhart ergibt, dass in der Nähe der Engstelle im Inntal, Winde mit hohen Windgeschwindigkeiten und südlicher Hauptwindrichtung auftreten. Nördlich der Engstelle bei den Orten Flintsbach und Nußdorf am Inn verringern sich die gemessenen, mittleren Windgeschwindigkeiten bereits wieder. Dies zeigt, dass dieses Windphänomen mit hohen Windgeschwindigkeiten räumlich nur sehr begrenzt auftritt. Die durchgeführten Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen ergeben, dass mittelgroße Windenergieanlagen ab 250 kW Leistung, in dem untersuchten Talabschnitt, elektrische Energie mit niedrigen Stromgestehungskosten produzieren können. Der am Standort Sonnhart durchgeführte Vergleich führt zu der Erkenntnis, dass sich Photovoltaik und Windenergie hinsichtlich der monatlich erzeugten Energiemengen über das Jahr gut ergänzen. Aus diesen Gründen wäre die Nutzung der Windenergie nahe der Talverengung bei Sonnhart zu empfehlen.