Rückblick Rosenheimer Energiedialoge: Strategien gegen die Dunkelflaute

Am Mittwoch, den 2. April 2025 fand in der TH Rosenheim eine hybride Veranstaltung der Rosenheimer Energiedialoge zum Thema „Strategien gegen die Dunkelflaute“ mit drei Experten statt: Leonhard Probst vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Dr. Andreas Schieder vom Übertragungsnetz-Betreiber TenneT und Alexander Usselmann vom Verteilnetz-Betreiber Bayernwerk (BAG). Dunkelflauten sind Zeiten, in denen Wind- und Solarkraftwerke wegen Windstille, Wolken und Dunkelheit nicht genug Strom liefern und in denen das Netz instabil werden kann. Hierzu wurden Strategien aufgezeigt, um Stromlücken zu schließen und Systemstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Referenten sprachen auch viele weitere Aspekte der Energieversorgung an. Konsens war: Für die Energiewende ist eine Beschleunigung des Netzausbaus sinnvoll und die Digitalisierung ist dabei ein wichtiges Kernelement. Die Teilnahme von etwa 90 Gästen zeigte das Interesse an der Veranstaltung.

Die Energiewende in Deutschland macht Fortschritte, wie Leonhard Probst vom Fraunhofer ISE anhand der Energy-Charts erläuterte. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (EE) wie Solar- und Windenergie nimmt zu, während die fossilen Quellen zurückgehen. Es zeigt sich, dass der Ausbau von Photovoltaik (PV) und Speichern funktionieren – die CO2-Emissionen im Stromsektor sinken. Bayern muss jedoch im Winter viel Strom importieren, da der Windkraft-Ausbau noch nicht ausreichend ist. Beschleunigt werden muss außerdem der Netzausbau (Verzicht auf Erdleitungen) und die Dekarbonisierung der Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie.

Dr. Andreas Schieder von TenneT stellte anschließend die Sichtweise als Übertragungsnetzbetreiber vor. Die Zahl der jährlichen Netz-Eingriffe zwischen 2003 und 2022 sind durch schwankende Einspeisung mit großen Nord-Süd-Unterschieden stark angestiegen. Der Übertragungsnetz-Ausbau kommt in Bayern aktuell gut voran, allerdings sind Kabel 4–8mal teurer als Freileitungen. Laut den Annahmen im „Netzentwicklungsplan Strom 2023 für 2037/2045“ soll in Bayern bis 2037 die installierte Leistung von Photovoltaikanlagen und Windenergieanlagen stark steigen. Auch 2045 werden dennoch größere Stromimporte nötig sein. Für Systemstabilität und Versorgungssicherheit mit 100 % EE sind neben Ersatzneubauten sowie neue Leitungen und Umspannwerke weitere Maßnahmen nötig: Die Flexibilitätsoptionen müssen bestmöglich verteilt werden und Energieverbraucher müssen stärker eingebunden werden. Kernelemente für eine erfolgreiche Energiewende sind: Planungsbeschleunigung beim Netzausbau, Innovation, Digitalisierung und Systemintegration.

Alexander Usselmann von Bayernwerk erläuterte die Zuständigkeit der BAG für das Verteilnetz mit 110 kV und die Stufen darunter. Die EU fordert Klimaneutralität bis 2050, Deutschland bis 2045, Bayern bis 2040. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Netzbetreiber und die Politik zusammenarbeiten. Die Zahl der Anschlussanfragen steigt rapide: einspeiseseitig durch EE-Anlagen und Batteriespeicher, bezugsseitig durch Rechenzentren, Wasserstoff, Wärme und E-Mobilität. Der Netzausbauplan 2024 der BAG sieht daher bis 2026 ein Budget von 2 Mrd. € vor. Bis 2030 erwartet man im Netzgebiet eine deutliche Zunahme der EE-Anlagen und eine Erweiterung des Netzes. Netzdienliche Speicher und Digitalisierung wären sinnvoll und könnten den Netzausbau vermindern. Denn die Erweiterung des Netzes soll versorgungssicher und umweltverträglich geschehen – eine große Herausforderung.

Die Präsentationen der Referenten stehen hier zum Download bereit:

Vortrag Leonhard Probst: Aktuelle Entwicklungen der Energieversorgung anhand der Energy-Charts

Vortrag Dr. Andreas Schieder: Netzausbau in und für Bayern

Vortrag Alexander Usselmann: Herausforderungen der Energiewende aus Sicht des Netzbetreibers

Wir danken alle Teilnehmenden für den spannenden Austausch und freuen uns auf die nächsten Rosenheimer Energiedialoge!

Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine mehrteilige Veranstaltungsreihe der Technischen Hochschule Rosenheim, des Landkreises Rosenheim, dem Klimaschutzmanager der Stadt Kolbermoor, des Rosenheimer Solarfördervereins (Rosolar) sowie dem BUND Naturschutz Rosenheim gemeinsam mit der Energiezukunft Rosenheim (ezro). In regelmäßigen Abständen werden Informationsveranstaltung und Vorträge zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit an verschiedenen Orten in Stadt und Landkreis Rosenheim organisiert. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.